Ausgebremst

Mein Leben hat erst begonnen, als ich diesem Arzt begegnet bin. Zuvor hieß es, dass es für mich das Beste wäre, wenn ich in die Behinderteneinrichtung ginge. „Ihre Tochter wird nie arbeiten und selbstständig leben können“, waren die Worte der behandelten Ärzte an meinen Vater. Bei dieser Erkrankung wäre das eben mal so. Da könne man nichts machen, sagten sie.

Laura ist ziemlich intelligent und eine besonders gute Schülerin. Als sie zehn Jahre alt ist, wird der Streit   ihrer Eltern immer bedrohlicher und Laura und ihre Schwester Manuela (Name geändert) erleben große Angst. Die Mutter unternimmt alles, um jeden Kontakt zwischen den Kindern und dem Vater zu verhindern und wirkt auf sie ein, Aussagen über ihren Vater zu treffen, die lügnerisch und unwahr sind. Der Vater zieht bis vor das Bundesverfassungsgericht, um das ihm erteilte Besuchsrecht notfalls mit polizeilicher Autorität einfordern zu können und gewinnt. Um ihre Töchter gegen ihren Vater aufzubringen, schürt die Mutter Angst. Sie erzählt, dass der Vater beabsichtigt, sie beide umzubringen. Laura zieht sich immer mehr in sich zurück. Sie wird verhaltensauffällig und ihr Lehrer schaltet das Jugendamt ein. Aufgrund einer festgestellten Kindeswohlgefährdung wird verfügt, dass die Schwestern nicht weiter bei der Mutter leben sollen. Laura geht auf eigenen Wunsch in ein Internat. Da ist sie 15 Jahre alt. Die psychische Belastung der letzten Jahre setzt sie sehr zu, und sie entwickelt große Schuldgefühle ihrem Vater gegenüber, den sie auf Befehl ihrer Mutter verleugnet hatte. Sie fühlt sich wie eine Verräterin und entwickelt Wahnvorstellungen und hört Stimmen. Laura wird in die Psychiatrie eingewiesen und erhält die Diagnose Schizophrenie. Da kein Medikament anschlägt, greifen die Ärzte zu dem Mittel der letzten Wahl, welches aufgrund seiner schweren Nebenwirkungen nur bei absoluter Therapieresistenz verordnet wird. Laura nimmt 70 Kilo an Gewicht zu, ihr Gang ist schlürfend, ihr Denken, ihre Sprache sowie ihr gesamtes Körperempfinden sind deutlich verlangsamt. Die Stimmen aber sind noch immer da, nur abgeschwächt. Eine andere Wahl gibt es nicht und das Beste wäre es, in eine Behinderteneinrichtung zu gehen, sagen die Ärzte und entlassen Laura nach einem Jahr Klinikaufenthalt. Laura geht in ein Internat und auf das Gymnasium, wo sie aufgrund ihrer körperlichen Verfassung gehänselt wird und große Ablehnung erfährt. Obwohl Laura die Ärzte immer wieder auf ihren kraftlosen und stark sedierten Zustand hinweist, bekräftigen diese nach wie vor, den einzig richtigen Therapieweg zu verfolgen. 10 Jahre sind es, die Laura mit diesen Beschwerden aushält, bis sie auf einen Arzt trifft, der ihr auf einem anderen Weg helfen will. Dann erst ändert sich ihr Leben.

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